Im Oktober 2020 gönne ich mir noch eine Woche Kurzurlaub in Hamburg. Freund:innen (mit Abstand) treffen, ein bisschen Nordluft um die Nase und durch die Haare wehen lassen. Und natürlich fotografieren. Schnell noch Termine mit ein paar Menschen ausgemacht und ab geht die wilde Fahrt.

Und wild war der Auftakt allemal… hier ein Text, den ich im ICE nach Hamburg, noch schwitzend und schwer atmend, formuliert habe:

Was für ein Urlaubsauftakt. Good News: der bei Kleiderkreisel bestellte und heiß ersehnte Mantel kam an und ist super – check. Bestellte Spezialbatterien sollen noch vor 13 Uhr geliefert werden. Sind sehr wichtig. Sonst kann ich in HH nicht fotografieren.

Ich warte ungeduldig bis halb 1. Post kommt. Keine Batterien. Neuer Lieferzeitpunkt: vor 21 Uhr. Okay ciao. Also die sieben Sachen schnell gepackt und moderat zur Tram gehetzt. Stand pünktlich mit Sack und Pack bereit wie ein Schuljunge am ersten Schultag. Dann noch mal kurz vor Ankunft der Tram überlegt, ob ich alles habe. Koffer – check. Rucksack – check. Brustbeutel mit Kopfhörern, Ladekabel und Sonnenbrille – nicht check.

Hitzewallung, große Augen. Mit dem 100kg Koffer und 50 kg Rucksack nach Hause gesprintet. Zum Glück grüne Ampel. Mitbewohnerin angerufen. Geht nicht ran. Koffer auf seinen kleinen scheiß Rollen kippt ständig. Komme an, stelle alles keuchend beim verwunderten Schreiner an der Haustür unten ab, der diese gerade streicht. Treppe hoch, Tasche geholt, runter gesprintet und wieder zurück zur Tram.

Der scheiß Mantel macht sich nicht gerade als GoreTex Sportjacke einen Namen. Unter dem Gerüst am Gehweg vor dem Asia Snack – Stau: „Ich habs seeehr sehr eilig. Bitteentschuldigungdanke.“ weiter zur gerade einfahrenden, letztmöglichen Tram Richtung Bahnhof. Beine können nicht mehr. Der weg scheint immer länger zu werden. Dann die rettende Tür: Piep piep piep. Ich stehe keuchend mit Mundschutz in der Bahn.

Bei jedem Atemzug verschließt er mir die Nasenlöcher. Schweißtropfen von der Stirn und am Rücken. Ich brauch ne Dusche, frische Luft und Wasser. Es gibt nur letzteres. Corona ahoi!Ich sitze im ICE nach Hamburg. Batterien kaufe ich nach Ankuft bei Foto Wiesernhaven, 5 Gehminuten vom Hamburger Hauptbahnhof. Warum nicht gleich die Idee?“

In Hamburg wartet eine wunderschöne Wohnung einer guten Freundin auf mich, die für ein paar Tage verreist ist. Ich komme, mittlerweile wieder entspannt, in Eppendorf an und lege nur kurz meine Sachen ab. Ein kleiner Snack zu Essen muss reichen. Von zu Hause habe ich mir noch ein veganes Curry mitgebracht. Weise Entscheidung, denn der Magen knurrt! Eine gute Stunde später treffe ich schon Leonie an der Sternschanze.

Wir ziehen um den Block. Ein Bier in der Linken, die Kamera in der Rechten. Heute Abend mal nur kleines Besteck. Die EOS 5 mit frischem Cinestill 800. In meinem Kopf nur diffuse Vorstellungen von rot strahlenden Fotos in Hinterhöfen und Hauseingängen.

Wir ratschen fröhlich drauf los und finden uns irgendwann auf dem feierabendlich dunklen und leeren Parkplatz eines Discounters wieder. Wie gemacht für uns. Die Nacht milder als erwartet. Im Hintergrund Gleisbauarbeiten. Als wir darauf hingewiesen werden, dass der Parkplatz jetzt gleich geschlossen wird, löse ich noch zwei, drei Mal aus und wir packen unsere Sachen. Zurück auf die Schanze… Fortsetzung folgt!

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