Was soll ich zu Vincent noch viel schreiben? Zu diesem Tag? Zu diesem Shooting? Die Stunden vergehen wie im Flug. Wir überziehen die vereinbarte Zeit und haben dabei großen Spaß. Ich entdecke wieder und wieder die vielen Gründe, die mich an die Fotografie fesseln. Diese Szenen im Kopf zu erleben, in Realität zu sehen und durch die Kamera neu zu erfinden und vermeintlich zu dokumentieren. Es ist diese Grenze zwischen Bild und Abbild, die schon Sigfried Kracauer und Walter Benjamin diskutieren. Ist es echt, was ich da zeige oder nur ein Zerrbild meiner Fantasie, dargestellt durch mehr oder weniger willkürliche Arrangements?
Eine Frage, die mich schon seit sehr langer Zeit begleitet und immer wieder aufs Neue fasziniert. Ich denke, es ist unmöglich, die Realität wiederzugeben. Manchmal frage ich mich, ob ich daher nicht eigentlich viel abstrakter und experimenteller werden müsste. Oder ob ich mich weiter versuche, der Authentizität anzunähern, die in ihrer Vollendung immer unerreichbar bleiben wird. Lohnt es sich, diesen Anspruch weiter zu verfolgen oder sollte ich eigentlich noch viel mehr „Realität“ konstruieren? Beides ist spannend, birgt seine Reize und Schattenseiten. Am Ende bleibt festzuhalten: Ich muss viel viel mehr machen. Mehr Fotos. Mehr Menschen treffen und kennenlernen. Dann kann ich den Antworten auf diese Fragen vielleicht ein Stück näher kommen.
Frohe Weihnachten!